Berufsverbot - Wie es mir damit geht (31.03.2020)

Berufsverbot - Wie soll ich das aushalten?

Unfassbar, wie schnell das ging, unfassbar, wie ich nicht fassen konnte, dass meine Tanzschule von heute auf Morgen geschlossen wurde – und ich konnte kaum jemanden verabschieden. Was auch sagen, ich konnte es ja selber nicht einordnen.


Wie es mir damit geht?

Mir ging es am Anfang sehr schlecht damit, jetzt geht es mir immer mal wieder schlecht damit: dass ich nicht arbeiten darf, für das, wofür ich ausgebildet wurde - und noch mehr, mit Leidenschaft Zeit verbringe. Das kann ich jeden Tag aufs Neue nicht fassen, und ich weigere mich absolut das als meine neue Normalität anzuerkennen. Ich leide, ja, jeden Tag mal mehr, mal weniger. Ich tanze dann, denn das hilft bei mir immer. Doch ich muss mich darin neu organisieren, denn bisher war das, was ich gerne mache auch das, was mir hilft und es stand mir wie selbstverständlich jeden Tag zur Verfügung. Nun brauche ich eine neue Modelle, wie ich zu meiner Seelennahrung komme, zu meiner körperlichen Ertüchtigung und meiner Übungsphase, dessen, was ich kann.



Ich liebe es Menschen ins Tanzen zu bringen,

sie in ihrer ganz eigenen tänzerischen Entwicklung zu begleiten – ob die frühtänzerische  Förderung von Kleinst- und Kleinkindern, oder die Tanzstilerarbeitung oder Improvisation mit meinen älteren Kids, Teens oder Lady, oder das Lernen von Paartänzen, allen voran der Disco Fox.
Ich liebe es die Menschen dort abzuholen, wo sie stehen, ich liebe es zu sehen, was sie brauchen, wen sie brauchen. Ich stelle mich ein. Ich lese Menschen. Ich empfange Befindlichkeiten. Ich stärke sie, soweit sie es zulassen (können) und sie Vertrauen gefasst haben.

Ich mache Mut, ich stelle die Freude maximal ins Zentrum meiner Tanzstunden. Ich teile meine Leidenschaft und gehe immer mit der gleichen Strategie vor: zeigen, einladen zu folgen, kleinschrittig, je nach Leistungsgruppe auch leicht bis stark ins Detail.

Ich liebe es die Menschen, wenn während des Tanzens lachen, sich anzuschauen und spüren, dass sie es gerne machen, es versuchen, dass sie es locker nehmen, dass es sich nach und nach entwickelt.

Ich liebe die Freude, die in jeder Tanzstunde liegt. Ich liebe diese wertvolle Arbeit und umso schmerzlicher vermisse ich sie. Ich vermisse sie schrecklich und ich habe diese Erinnerung, und den Kontakt zu meinen Tanzenden, mal mehr mal weniger.

Ich weiß, es wird weitergehen, mir hat das Tanzen schon mehr als einmal mein Leben gerettet und dieses Mal wird es auch so sein. Wie leichtfertig das doch manchmal daher gesagt wird: Tanze dein Leben. Ich habe oft über diesen Satz nachgedacht. Tanze dein Leben. Das klingt so leicht, das klingt nach einem leichten Leben, das klingt nach einem sorgenfreien, spielerischen Leben, das klingt nach Erfüllung. Gibt es das denn? Ich spüre, dass mein Leben so ungefährt ist, meine Tanzwelt, in der ich bin, aber auch, wenn ich mal nicht tanze. Tanzen ist meine Art des Lebens, weil ich mich gefühlt immer damit beschäftige, weil ich darüber lese, über andere, die es tun such lese, weil ich verstehen will, wie es funktioniert, warum es seit Menschenbeginn an gibt, was das Faszinierende daran ist und weil ich unbedingt wissen will, wie die Tanzvermittlung immer besser klappt.

Ich mache mir Gedanken, wenn ich mal nicht Tanzunterrichte, wie ich noch mehr begeistern kann und wie ich die Brücke zwischen Wissendem (ich als Tanzlehrerin) und nicht Wissenden (mein Tanzender) noch leichter schlagen kann.


Das tue ich, wenn ich zu  versumpfen drohe

Deshalb lese ich so viel und probierte die letzten 2 Jahre so viel in meiner Tanzschule an Didaktik und Methodik aus, das ich liebevoll seit längerem Labor-Tanzschule dazu sagte. Meine Arbeit basiert auf dem Wissen, wie wir Menschen lernen. So, dass es richtig gut klappt. Denn so wie es in der Schule ist und das auch auf das Tanzschulsystem übergesprungen ist, ist es mir nicht mehr ausreichend. Ich weiß aus eigener Erfahrung in meiner Referendarszeit, dass Lernen eigentlich Pauken ist und dass in mir noch zu Tanzschulen leider die Verschulung den Tanzunterricht dominiert. Das gefällt mir nicht, weil ich weiß, wie nachhaltig Tanzen lernen sein kann und ich meine Tanzenden als Subjekte sehe, in denen ich etwas anstupsen kann und nicht ein Objekt, dass Konsument meines Lehrplans ist. Deshalb forsche ich aktiv seit über 2 Jahren und nun habe ich mein Buch angefangen zu schreiben – oder besser unser Buch, denn ich schreiben es nicht alleine. Ich habe den besten Tanz-Partner dafür gefunden – ein beeindruckender Kollege aus Österreich.

Du merkst langsam, wie ich ticke.

Wie schaffe ich es auszuhalten, dass ich, genauso wie du, nicht arbeiten darf?

  1. Ich lasse die Schmerzen innerlich wie äußerlich zu. Ich weine. Ich hasse. Ich bin zornig. Ich warte, bis diese Gefühle ihren Raum hatten und verklingen und an Macht über mich verlieren. Sie sind ein Teil von mir und brauchen Raum. Manchmal lass ich mich darin halten.
  2. Ich fange mich auf in dem ich mich mit anderen verbinde und merke, dass ich nicht alleine damit bin. Meine Arbeit ist ein großer Teil von mir und ich definiere mich immer wieder auch darüber. Ich liebe es wirksam zu sein und frage mich, wer ich bin, wenn ich nicht mache, was ich sonst mache.
  3. Ich akzeptiere, dass es so ist, wie es ist und ich nicht zu den Entscheidungsträgern gehöre, die daran etwas ändern kann.
  4. Ich halte mich mit aktuellen Informationen auf dem Laufenden und selektiere stark nach Informationsquellen, denen ich vertraue. Maximal 30 min am Tag.
  5. Ich besinne mich auf das, was ich bewirken kann, auf das, was ich schon lange machen wollte und anscheinend nie Zeit hatte: Lesen, Musik sortieren, Videos drehen und mich mit anderen verbinden, denen es genauso geht.
  6. Ich suche aktiv den Kontakt zu anderen, mit denen ich in Resonanz gehe und die meine Einladung auf Zusammenarbeit und Austausch wertschätzend annehmen und erwidern.
  7. Ich entwickle Ideen und halte die zumindest schon mal in meiner Kladde fest. Ich entwickle einen Plan, wie ich Stück für Stück meine To Dos abarbeite, denn arbeiten tut auch mir gut. Ich suche mir neue Arbeitsfelder.
  8. Ich imaginiere immer wieder, wie es ist in die Tanzschule zurückzukehren, wie viel Freude es mir wieder machen wird, alle zu sehen, auch neue, mich auszutauschen, mir Gewinn Neues lernen und danken, dass ich nicht in einer Schockstarre verharrt bin, sondern es vielleicht zu einer meiner produktivsten Zeiten gemacht habe.


Ich schenke dir an dieser Stelle mein Lieblingsbild fürs Herz

„Der Adler verlässt sich immer auf deine Flügel, und nicht auf dem Ast auf dem er sitzt.“

Und ja, vielleicht wird deine Tanzschule nicht mehr öffnen können, weil du Insolvenz anmelden musst, weil die Kosten dich auffressen. Dann ruf mich bitte an, das ist ein Versprechen!
Denn es wird weiter gehen, auch wenn es erst mal schlimm ist, aber du hast schon ganz andere Dinge in deinem Leben gemeistert. Vielleicht ist auch was Neues dran. Ich gehe davon aus, dass uns nur Dinge passieren, zu denen wir in der Lage sind diese auszuhalten und zu meistern.

Vielleicht schaust du dich nach einem neuen Job um, der dich über die Krise bringt, en Teilzeitjob, der dir hilft, die Tanzschule zu retten. Vielleicht unterstützt du eine andere Tanzschule, weil eine Tanzschule zu retten einfacher ist als zwei?


Klar: Und wenn du deine Tanzschule wieder eröffnen kannst, wenn du endlich wieder Unterrichten darfst, wie schön wird das sein und ich wünsche mir von Herzen, dass die Dinge, die du für dich in der Krise erkannt hast und dich mit Millionen Mitmenschen verbindet, zu nutzen, um ein besserer Mensch zu werden.
VERBINDE DICH! - Lass die Flügel niemals hängen :-D

Ich lade dich herzlich ein dich mit mir zu verbinden und Woche für Woche neue Inspirationen aus meinem Blog, aus meinem "Einfach Tanzen"-Podcast und zu meinem Buch-Projekt zu bekommen - dann melde dich HIER zu meinem kostenlosen-Tanznewsletter an, denn ich mache für dich Tanzen Hörbar & LESBAR - ohne dass du selber danach suchen musst!

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Jasmin

AutorinTanzbotschafterin

Über die Blog-Autorin: HeidemarieA. Exner ist passionierte Tanzlehrerin und zertifizierte I-TP-Tanzpädagogin und arbeitet als solche den ganzen Tag mit großen und kleinen und großen mit kleinen Menschen zusammen, um ihnen die bestmöglichsten Voraussetzungen zu schaffen, um ins Tanzen zu kommen und dadurch zu Leuchten. Mehr über sie erfährst du HIER

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