Tanz-Traum(a) ??? (13.08.2018)

Tanz-Traum oder Tanz-Trauma?
Tanzen lernen ist nicht schwer, da muss nur der/die richtige Tanzlehrer/in her: Was sich Tanzanfänger des Öfteren nach wie vor, beim Tanzen lernen, gefallen lassen müssen, hinterlässt nicht selten ein Tanztrauma. Denn obwohl mittlerweile bekannt ist, dass gerade am Anfang eines Lernprozesses eine großzügige Toleranz gegenüber dem Lerntempo und ein noch größeres Wohlwollen gegenüber der Überwindung, die es oft braucht, um in einen Tanzkurs zu gehen, von Nöten ist, so kommen mir persönlich doch immer wieder die abenteuerlichsten Geschichten zu Ohren, wenn neue Tanzenden in meinen Kursen zum Probetraining erscheinen. Der Grund meines neuen Blog-Artikels ist ganz einfach, ich möchte damit ein grundsätzliches Appell an meine Kollegen und Kolleginnen richten, denn wir stehen in einer Verantwortung, nicht nur dem Einzelnen gegenüber, sondern auch darin, die Tanzlust zu fördern und damit in jedem Menschen freizulegen. Und da ist es aus meiner Sicht erstmal zweitrangig, dass schon der Tanzanfänger exakt dies und jedes Tanzen muss. Ausgenommen ungesunde Bewegungen, versteht sich hier hoffentlich von selbst.
Der Tanzanfänger braucht unsere Unterstützung nicht unsere Kritik
Warum fragst du mich? Ganz einfach sag ich Dir: der Lern-Anfänger per se ist darauf angewiesen, dass er erstmal ein Gefühl für das zu Erlernende bekommt, dass er in einen gewissen Flow kommt, Lust verspürt, sich etwas aneignen zu wollen und unbedarf fern von jeder stengen Kritik. Denn gerade in dieser ersten Phase sind wir Menschen, wirklich alle, grundsätzlich sehr empfindlich was Kritik angeht. Wenn man in den ersten Zügen einer neuen Sache schon mit seinen Fehlern statt mit deinen Erfolgen ständig konfrontiert wird, dann brauchen wir uns per se nicht wundern, dass wir zwar unser Anfänger-Kurse voll bekommen, aber nicht die fortführenden Kurse. (Zum Kritik-Begriff: hier gehe ich tatsächlich von einer fehlerbetonenden Aussage aus.)
Wie sieht so ein lernfördernder Tanzunterricht aus?
Mein erstes Anliegen ist es, eine Tanzumgebung und –Atmosphäre zu schaffen, in der das Augenmerk darauf liegt, was schon gut klappt, was gelingt und was sich entwickelt. Denn das möchte ich ja bestärken und beim Lernenden die Motivation steigern, dass er genau daran weiter „arbeitet“. Unsere Erfolge sind es doch, die uns dazu bringen, egal was, weiterzumachen und über uns hinauszuwachsen. Ständiges Kritisieren verhindert dies und erstickt gerade am Anfang die Tanzlust. Klar kann es hilfreich werden mit Kritik zu arbeiten, aber doch erst ab einem bestimmten Entwicklungslevel. Denn erst der Fortgeschrittene Tanzende ist doch erst in der Lage die Kritik einzuordnen und daraus seine Schlüsse zu ziehen. Der Schüler lernt erst mit der Zeit, in welcher Bewegungs-und Begriffswelt sich der Tanzlehrer tummelt. Erst durch die Orientierung in der Tanzwelt kann sich der Schüler zurechtfinden und gerade kritische Aussagen einordnen und umsetzten.
(Wenn du mehr zum Thema Lernen wissen willst, dann empfehle ich Dir unbedingt Dr. Gerald Hüther.)
Der Tanz-Anfangende sollte erst einmal einen Überblick bekommen
Der Tanz-Anfänger kennt doch noch gar nicht die Tanzwelt, den Tanz, den er lernt und kann daher noch nicht einschätzen, was von ihm gewollt wird oder, noch schlimmer, ob wir Recht haben oder nicht. Denn die Qualität unserer Tanzkurse sind doch sehr verschieden und teilweise auch sehr subjektiv. Sie hängt ganz stark von der Persönlichkeit und der Qualifikation sowie der Erfahrungen und Menschenkenntnis des Tanzlehrers ab. Und das Fachwissen, welches wir besitzen, und welches der Tanz-Anfänger noch nicht hat, dass muss er sich doch erst einmal aneignen dürfen. Und zwar ohne Leistungsdruck oder Augenmerk auf seine Fehler. Das hemmt uns Menschen eben immer, egal was wir lernen.
(Wenn du mehr zum Thema „Gehirngerechtes Lernen“ wissen möchtest, dann empfehle ich Dir absolut Vera F. Bikenbihl.)
Fehlersuche statt Stärkenbetonung
Doch das ist ein großes Problem unserer Tanzschulen, sie sind zu sehr am deutschen Schulsystem orientiert, und dort liegt der Schwerpunkt auf einer ausgeprägten Fehlerkultur statt auf einer Stärkenkultur. Was ich damit meine? Ganz einfach: Jedem Erstklässler wird das Lernen doch dort systematisch abgewöhnt (ausgenommen natürlich immer Spitzenreiter-Schulen, die wirklich wollen, dass Schüler etwas lernen können und wohin die Schüler dann auch gerne gehen), so dass wir binnen weniger Schuljahre zum Großteil Schüler haben, die keine natürliche Neugierde mehr haben, die nicht gerne in die Schule gehen und zudem das Lernen verlernen.
Du runzelst gerade die Stirn? Dann frag Dich bitte ganz kurz, warum "Schule" so unbeliebt bei unserem Nachwuchs ist, obwohl sie sich zu Beginn der Schulzeit noch darauf freuten? Sie freuten sich Neues zu lernen, doch das was sie dann bald vorfinden, macht mehr oder weniger keinen Spaß. Dieses Thema ist teilweise für uns selbst ja kritisch, und doch verschulen wir unsere eigenen Tanzschulen nach genau diesen altbackenen und völlig überholten Konzepten.
Du liest jetzt ganz richtig: ich gehe sogar soweit, dass ich aus eigener Erfahrung sagen kann (aus der eigenen Schulzeit als Schülerin und auch der als Berufsschul- und Gymnasiallehrerin), das unseren Schülern das Lernen abgewöhnt wird. Denn das, was hier als Lernen verstanden und gefordert wird, Bulimie-Lernen nenne ich es, das hat mit dem natürlichen Lernen, der Neugierde oder einer Wissbegierde weiß Gott nichts mehr zu tun ... . Und wird ja so auch im späteren Leben gar nicht gebraucht, ist also im beruflichen Leben völliger Unsinn. Oder kennst du eine Arbeit, bei der man von heute auf Morgen sich schnell etwas eintrichtern muss, um es nach einem Meeting oder Pitch wieder zu vergessen? Wenn ja, dann schreib mir bitte jetzt eine Mail, damit ich wieder etwas dazu lernen kann!
Ich habe mich von so einem unsinnigen System losgesagt
Ernsthaft: Das möchte ich keinesfalls in meiner Tanzschule haben, das entspricht weder meinen eigenen Erfahrungen oder meiner persönlichen Auffassung noch dem, was ich mittlerweile über das Lernen gelernt haben und es auch an mir selbst erfahren durfte. Lernen kann schön sein, es kann unfassbare Freude machen, es kann zu so viel mehr motivieren! Und vor allem Lernen durch und mit Bewegung ist unfassbar fantastisch, beflügelt und macht die Menschen sichtbarer in ihrem eigenen Empfinden für sich selbst.
Unsere Aufgabe als TanzlehrerInnen und TanzpädagogInnen ist es, diese Lust aufs Tanzen lernen wollen zu erhalten und zu fördern, ja regelrecht zu entfachen! Wer das nicht schafft, ist m.E. nicht richtig in seiner Arbeit aufgehoben und sollte sich etwas anderes suchen, denn wir tragen Verantwortung nicht nur für den Einzelnen, sondern für die Lust am Tanzen und damit für das Tanzen in der gesamten Welt.
Worauf ist zu achten?
Wenn du nun als Tanz-Anfänger diesen Artikel gelesen hast, dann nutze ihn dafür, mit diesem Wissen deinen Tanzlehrer einzuschätzen und auszuwählen, denn es hängt davon ab, wie erfolgreich du das Tanzen lernen kannst, oder mit meinen Worten: wie dein Tanzen freigelegt werden kann. Ich bin davon überzeugt, dass es wirklich jedem gelingen kann, lass Dir also nichts anderes einreden! - Viel Spaß beim Tanzkurs-Finden!
Unsere Tanzkurse findest du hier >> TanZeit-Tanzkurse << und hier findest du noch mehr >> Über Mich << - lies auch hier, >> Woran du guten Tanzunterricht erkennst << - und wenn du wissen möchtest, was Tanzen für unfassbar Tolles in uns bewirkt, dann ließ schnell hier >> Wozu du einen Tanzkurs belegen solltest <<

"Einfach Tanzen"-PodcastBotschafterin des Tanzens
Über die Blog-Autorin: Heidemarie ist passionierte Tanzlehrerin und zertifizierte I-TP-Tanzpädagogin und arbeitet als solche den ganzen Tanz mit Großen und Kleinen und großen mit kleinen Menschen zusammen, um ihnen die bestmöglichsten Voraussetzungen zu schaffen, um ins Tanzen zu kommen und dadurch zu Leuchten. Mehr über sie erfährst du HIER