Zwangsarbeitslosigkeit und finanzielle Pleiten für Tanzschaffende (09.06.2020)

Hat es sich bald ausgetanzt?
(Lesezeit: ca. 12-14min; aktualisiert: 23:30 Uhr am 24.06.2020)
Du glaubst, nun hat sich alles etwas beruhigt und läuft schon quasi auf normale Bahnen zu? Sicher nicht, sonst wärst du nicht hier gelandet. Gerade für unsere Branche der Tanzschaffenden (TänzerInnen, Juroren, freiberufliche TanzlehrerInnen, TanzpädagogInnen, Tanz(sport)trainerInnen, TanzschulinhaberInnen und TanzstudioinhaberInnen, Tanz(sport)vereine und VeranstalterInnen, DozentInnen u.ä.) sieht es übel aus (auch für Kunst, Musik und Theater, doch hier kenne ich mich nicht aus). Ich frage mich tagtäglich immer noch, in was für einen Wahnsinn ich hier reingeraten bin, ob ich immer noch in einem Alptraum feststecke und noch nicht wachgeworden bin.
Meine Situation ist nur ein Bespiel wie es Tausende gibt [→ Lies hier von hunderten weiteren Kunst-, Musik- und Tanzschaffenden deutschlandweit], denn ich bin derzeit wie noch nie zuvor in meinem Leben so stark mit meinen KollegInnen verbunden UND leide finanziell genauso wie sie an der aktuellen Situation.
Mir wurde ein Arbeitsverbot verhängt, obwohl ich keinen Infektionsfall in meiner Tanzschule hatte. Mögen die Richter in der Zukunft darüber entscheiden, wie angemessen die Maßnahmen der sogenannten Corona-Pandemie 2020 in der Vergangen wirklich waren. Ich gehöre finanziell ungewollt zu denen, die unverschuldet verloren haben. Vielleicht nicht auf ganzer Linie.
→ Danke hier für die 600 Leser meines letzten Blog-Artikels zum Soft-Opening – gigantisch!!!
Ich vermute, dass es dir, liebe Leserin, lieber Leser, entweder genauso geht oder zu jemand kennst, dem es so geht. Danke, dass du hier bist und wir uns auf diesem Wege austauschen können. Ja, du bist absolut nicht alleine, und ja, die Situation ist genauso ernst, wie ich sie nun beschreiben werde.
Doch alleine dabei wird es nicht bleiben, denn ich werde nicht nur die aktuelle Situation für mich analysieren, ich werde für uns beide sauer werden und konkrete Handlungsempfehlungen an unsere Politik geben, denn sie brauchen dringend Beratung – eine Beratung und eine Fallschilderung von jemanden, der direkt betroffen ist.
Der konkrete Anlass meines heutigen Blog-Artikels ist politischer Natur, denn längst ist das Thema Tanzen politisch geworden: Auslöser sind nicht nur die bisherigen Arbeitsverbote, Soforthilfen und Tanz-Demontrationen, sondern brandaktuell also die im Bundestag gescheiterten Gesetzesvorlagen „Coronahilfen – Sozialunternehmen in der Krise eine Chance geben“(Antrag BT 19/18714) und „Soforthilfen breiter aufstellen – Existenz von Selbständigen sichern und kleine Unternehmen bezuschussen“ (Antrag BT 19/18706).
>> Der Bundestag debattiert nicht am Mittwoch, den 17. Juni 2020<<, über den 2. Antrag der Grünen zur Nachbesserungen bei den Corona-Soforthilfen für Selbstständige und kleine Unternehmen (19/19490)*. Warum? Das ganze Thema ist nun an die Landesregierungen übergeben worden, heute, in der Parlamentssitzung der NRW-Landesegierung hieß es dann, es werden
Es ist schon längst politisch (geworden)
Du merkst vielleicht wie ich: Tanzen ist anscheinend eine politische Angelegenheit geworden. Ich sitze ratlos bei meinem Glas Lieblings-Spätburgunder [Tanzende Weine von Schönhals] zu später Stunde an diesem Artikel und ringe nach Worten. Ich fang mal so an:
Im Januar Anfang des Jahres besuchte ich eine Tagung des Bundesverbandes Aktion Tanz und konfrontierte mich zum ersten Mal mit der politischen Dimension von Tanz. Ich wollte dazu noch einen Artikel schreiben, fand das Thema aber schwer durchdringbar und auch trocken. Wer hätte diesen Artikel eigentlich gelesen?
Warum war ich zu dieser Tagung? Naja, ich mit examierte Politiklehrerin und fand den Gedanken spannend, das Thema Tanzen, wie schon oft, aus einer anderen Perspektive zu betrachten und vor allem über meinen Tellerrand hinauszuschauen. Ich kann die Tagung sehr empfehlen! Diese Tagung hilft mir vor allem in der Gegenwart, den Zugang zum Thema Tanzen und Politik gerade für mich zu erfassen, zu begreifen und zu formulieren.
Politische Partizipation oder auch politische Beteiligung als Tanzschaffender?
Unserer Branche oder auch Szene fehlt eine eigene Lobby: wir sind zwar in den verschiedensten Verbänden vertreten, doch keinesfalls ist jeder Tanzschaffende hier Mitglied in auch nur einer dieser Verbände:
Dachverband Tanz
Bundesverband Aktion Tanz
ADTV Allgemeiner Deutsche Tanzlehrer Verband
BDT Bundesverband Deutscher Tanzlehrer
BFT Bundesverband für Tanzpädagogik
Deutscher Tanzsportverband
Deutscher Professional Tanzsportverband
DVET - Deutscher Verband für Equalitytanzsport
Swinging World – Der ADTV-Tanzschulverband
DTIV Deutsche Tanzschulinhaber Vereinigung
Um nur einige Aufzuführen: dann geht es weiter in verschiedene „Splitterverbände“, jedes Bundesland hat seinen eigenen Tanzverband, ich hab mir mal vorgenommen ein Organigramm zu erstellen. Bisher blicke ich selber noch nicht ganz durch… Und das wäre nur grob der Tanzbereich.
Diese Verbände und Vereine sind per se mehr oder weniger gut organisiert, oft sind das auch ehrenamtliche Tätigkeiten, die in der Freizeit geführt werden. Demnach konzentriert man sich aufs Fachliche, also die (Weiter-)Qualifizierung der Tanzschaffenden, der Durchführung von Lizenzen, Ausrichtung von Turnieren und Kongressen ect. . Doch genau an dieser Stelle sehe ich das Potential der Verbände – es ist die Gunst der Stunde um tatsächlich etwas grundsätzliches zu erreichen.
Es wäre durchaus sinnvoll sich mit anderen Verbänden wie dem
Bundesverband der Freien Künste zusammenzuschließen – UND auch der Musik-, der Theater- oder der Fitnessbranche…
Beim genaueren Betrachten: es sind doch schon ganz stattliche Verbände, die sicher gut daran täten, hier eine Zusammenarbeit zu starten, um uns dadurch noch besser zu vertreten. Doch dazu bräuchte es eine große Runde und Verantwortung, die man übernehmen möchte. Doch wer könnte dir Vernetzung übernehmen? Wer sollte der Interessengruppe IG Tanz vorstehen?
Vielleicht machen wir es einfach wie die IG Schweiz - IG LobbyTanz Deutschland würden wir dann heißen, mit einer eigenen Homepage zu den wichtigsten Infos rund ums Thema Tanzen. Alle wären vertreten und jeder könnte zur Vernetzung durch Eintragen in verschiedene Listen ect. beitragen. Das alleine würde uns schon stärken. Und dann wäre der nächste Schritt mit ab an den Verhandlungstisch.
Vielleicht fühlt sich hier jemand von meinen Lesern berufen das für sich anzunehmen: dann bitte gib mir Bescheid, ich unterstütze mit meinem Wissen als Tanz-Generalistin sehr sehr gerne!
Der Geldhahn wurde mir/uns zugedreht
Ich bin von Grund weg ein naturfroher Geist, könnte man sagen, oder stets optimistisch und ich lege die Flinte niemals ins Korn. Als Selbstständige bin ich mir immer eines gewissen unternehmerischen Risikos bewusst. Es gibt mal Zeiten der Hochkonjunktur und mal Ebbe in der Auftragslage, mal gibt es viel Anmeldungen, mal streiche ich komplette Kurse – und das scheinbar unabhängig von den altdahergesagten Saisons. Sowas gibt es meiner Meinung nach nicht. Es gibt ein erhöhtes Interesse an bestimmten Angeboten und Tanzkursen, doch bis heute steige ich nicht dahinter, wie das im Einzelnen funktioniert.
Kurzum: ich bin daran gewohnt, dass es gewisse Fluktuationen auf meinem Konto gibt. Womit ich aber niemals gerechnet habe ist, dass ich nicht Geld verdienen darf, vor allem mit etwas, was das Immunsystem nachweislich so stärkt, wie kaum ein natürliches Mittel: TANZEN. Okay, nächstes Thema, denn hier diskutieren wir uns sonst in Grund und Boden und eine wissenschaftliche Diskussion ist ja derzeit schon kaum möglich…
Nun sieht es so aus, dass meine Tanzschule nicht nur dicht gemacht wurde, sondern neuer Tanzunterricht so harten Auflagen unterliegt, dass ich sie aktuell noch nicht wieder hätte aufmachen können. Daher kann ich nur von Glück im Unglück sprechen, wenn ich dir anvertraue, dass ich sie spätestens Ende Juni hätte auflösen müssen, weil die Kosten für mich nicht mehr finanzierbar gewesen wären. Keine Untervermietungen, keine Neuanmeldungen, keine Mitgliedsbeiträge ohne Lifekurse (denn meine Tanzschulmitglieder haben es im Durchschnitt nicht über 5 Wochen hinaus genutzt, die neue Saison hätte keiner zahlen wollen), keine Kindergeburtstage/Teensgeburtstage, Junggesellinnenabschiede, keine Betriebsfreiern, keine Einzelstunden für Hochzeitspaare, keine Workshops oder ähnliches.
Ich löste sie "glücklicher" Weise Ende April auf, weil ich meinen Fokus auf meine Tanzpädagogische Arbeit und Entwicklung neu gesetzt habe.
Als Freiberuflerin bin ich doppelt gestraft: keine Kinderbetreuung und komplette Absagen aller Kurse in den Kitas sowie Fortbildungsbuchungen und Kindertanzanimationen, Betriebsfeiern, Partys oder auch neue Kursanfragen von Tanzschulen und Tanzstudios aus der Umgebung.
Seit über 3 Monaten ist Ebbe in der Kasse, von der Soforthilfe durfte ich 2.000 EUR für meinen Lebensunterhalt berechnen. Aha, das sind also 666,66 EUR pro Monat (März bis Mai gerechnet, oder 1.000 EUR für April und Mai gerechnet). Davon kann ich leider nicht leben. Wer hat sich diese Zahl denn bitte errechnet? Bitte liebe Politiker, ist das die Zahl die rauskommt, wenn man durchgeht, was ein Künstler, Tanzschaffender, Freiberufler oder Selbstständiger braucht? Ernsthafte, darüber müssen wir dringend sprechen!
Ich wirtschafte gerade nichts ein, ich habe dennoch laufende Kosten wie z.B. meine Ausbildungen und meine Krankenversicherung und meine gesetzliche wie private Rentenversicherung, meine Krankentagesgeldversicherung, meine Krankenkasse und Berufshaftpflichtversicherung, mein Abo für Spotify, für Audible, für Canva.com, für mein Telefon und Internet; ach ja, Miete, Strom, Abo Ticket der Rheinbahn, Miete für meine Website und die Sendezeit meines Podcasts, so grob. Das zum Thema: Freiberufler haben keine Fixkosten. Oder Tanzschulen müssten nur Miete und Versicherungen zahlen. Stichwort: gema.
Mein klitzekleines Polster, sofern man in dieser Größenordnung davon sprechen kann, ist dahin, die Soforthilfe hat 1,5 Monate geholfen. Nun ist alles aufgebraucht. Was nun, liebe Politiker? Warum bekommen die Großkonzerne fette Unterstützungen und im Mittelstand kommt nichts an? Ach ja, ich vergaß, ich bin nicht börsendotiert oder schütte Dividenden aus. Klar, dann bin ich unwichtig, dann sind (Solo-)Selbständige nicht wichtig. Weil die nochmal was machen? Sie tragen das System, was den Löwenanteil der Steuern und ins Rentensystem zahlt. Das machen nämlich nicht die Konzerne wie Amazon und Co. Die haben ihren Firmensitz ja nicht hier und zahlen deshalb nicht, klar.
Das macht mich stinkesauer, dass Selbständigkeit so wertlos und unerheblich betrachtet wird. Klar, ich kann ja einen Kredit nehmen, ich vergaß.
Als Tänzerin und Tanzsportrainerin würde alles sehr ähnlich für mich aus sehen, am schlimmsten aber als Veranstalterin. Im letzten Tanzspiegel blutete mir das Herz, als ich von Roberto Albanese las, der ca. 120.000 EUR verloren hatte, weil in letzter Sekunde seine Tanz-WM abgesagt wurde. Veranstaltungen platzen wie bunte Seifenblasen und bieten auch TänzerInnen keine Verdienstmöglichkeit.
Wer denkt an die, die nicht bei Let´s Dance noch den letzten Corona-Job abbekommen haben?
Und nebenberuflich Tanzschaffende?
Da hast du ja mal ein komplettes Problem, denn du fällst aus allem sowas von raus, was da mit "Sofort....-" anfängt und mit "-hilfe" endet. Ich weiß nicht, wie man da nicht verzweifeln soll, wenn mir Kollegen ihre Situation schildern (und nicht lammentieren). Nur weil man nebenberuflich die Tanzschule oder das Tanzstudio führt und langsam etwas aufbaut oder einen Job hat, der auch toll ist, tut die Politik so, als ob diese Unternehmen kein Problem haben. Ich kenne so einige Inhaber, die ohne weitere Jobs als Tanzschaffende nicht mit der Tanzschule zurecht kommen würden. Das ist gar kein Geheimnis.
Abducken geht (nicht mehr)?
Oh doch, das geht, klar, wir können einfach den Kopf in den Sand stecken ganz nach der Vogel-Strauß-Methode und abwarten. Zuschauen, wie die finanziellen Polster dahin schmelzen und hoffen, dass es Mutti schon richten wird.
Die hat, gelinde gesagt, auch besseres zu tun um sich um ein paar Hüpfdolen zu kümmern.
Du merkst, ich bin sauern und gleichzeitig provozierend. Denn ja, auch ich möchte für uns Tanzschaffende etwas bewegen, mehr als hier ein paar Zeilen zu verfassen.
Deshalb spreche ich mit den Menschen, die bereits politisch aktiv geworden sind, mit denen, die auf die Straßen gegangen sind. Und ich bin sehr erstaunt, erfreut und beeindruckt, was sich dadurch für die jeweilige Stadt oder Region tut. Ich lasse sie bewusst zu Wort kommen, um dir eine Anregung für deine Stadt oder Region zu bieten und dich zum Handeln zu inspirieren, denn es wird uns niemand den Weg bereiten. Wir sind die Wegbereiter. Und das werden wir auch erst im Nachhinein so sehen können.
Naja, unsere Politiker sind vielleicht auch mit der Pandemie, Epidemie und Krise überfordert. Da will sich niemand zu sehr aus dem Fenster hängen oder etwas „riskieren“. Teilweise fühlt man sich aber schlicht und einfach für den Bereich Tanz nicht verantwortlich, wie mir jüngst ein Freund im Staatsdienst bestätigte.
Tanzschulen sind das Mittelding „zwischen Sport und Kunst“ und in den meisten Ministerien gibt es dafür keine klare Zuordnung (Themen: Finanzierung oder Arbeitsbedingungen). Da könnte die IG LobbyTanz Deutschland sicher auch etwas bewirken. Oder vorerst der Gebrauch von ein paar Minuten, um die entsprechenden Politiker anzuschreiben oder Gespräche suchen. Hier gilt, umso mehr ihr euch zusammen tut und ihr seid, umso wichtiger erscheint ihr.
Im Studium lerne ich, dass es ganz verschiedene Partizipationsmöglichkeiten gibt:
die Teilnahme an Wahlen und Abstimmungen;
Parteibezogene Aktivitäten;
Gemeinde-, Wahlkampf und Politiker bezogene Aktivitäten;
legaler Protest;
ziviler Protest und
Politische Gewalt.
-> Was davon ist für uns sinnvoll zu nutzen, sollen wir alleine tätig werden, so wie manche Kollegen in Freiburg, Chemnitz, Erfurt, Regensburg u.a. demonstrieren waren? Oder sollen wir den Berufsverbänden die Arbeit überlassen, die bis dahin derartige Themen auch nicht zu kommunizieren hatten: Wer vermag da den "richtigen Weg" beschreiben?
Als Tanzende schweben wir eigentlich immer durch unsere schöne rosa Blubberblase, hier ist alles in Ordnung und es gab Jahre, da habe ich hier drin verbracht ohne mich auch nur ansatzweise mit der anderen, realen Welt zu beschäftigen. Das können wir uns m.E. nicht mehr leisten. Die aktuelle Situation ist zu brisant. Wir dürfen nicht verpassen, wie wir uns wie Baron Münchhausen am Schopf aus dem Wasser ziehen, denn den meisten steht es genau da.
Wie lange Tanzen wir noch?
Schon wieder schreibe ich an mehreren Seiten für diesen Artikel, es ist meine Art mit Gegebenheiten des gegenwärtigen Zeitgeistes zurechtzukommen. Und am Ende möchte ich in meinem Blog nachlesen können, was mich und uns bewegt (hat).
Jeder 4. Selbständige denkt gerade übers Aufgeben nach (nach der Gesetzesvorlage (BT 19/19490). Auch bei uns Tanzschaffenden? Und was ist dann überhaupt Aufgeben: die Dinge akzeptieren wie sie sind, also Strich drunter, wenn das Geld nicht mehr reicht? Umschulen? Übergangsjob? Ganz neue Branche erschließen? Coach werden für Persönlichkeitsentwicklung?
Eins Zeigt uns die Krise in jedem Fall: hier erntet der oder diejenige, die einen sicheren Kundenstamm sich aufbauen konnte, wer schon immer mehr an die Kunden als an sich gedacht hat, wer sich empathisch in den Kunden hineinversetzten konnte und auch jetzt es versteht, vielfältigst das anzubieten, was an Tanzen erinnert. Auch Soft-Openings oder Restarts, wie manche sie nennen, sind nur Ersatzdienstleistungen und immer noch nicht das, was man zu Beginn des Mitgliedervertrages buchen konnte. Aber keiner wird sich beschweren, wenn ein bisschen wieder möglich ist. So wie ich meinen beiden Stamm-Café dankbar bin, dass sie wieder geöffnet haben, auch wenn ich ggf. auf einen Platz warten muss.
All das ließe sich vielleicht abwenden oder jedenfalls verzögern, bis sich unsere Tanzwelt erholt hat, wenn wir ganz schnell weitee Soforthilfen bekömen und sich unserer finanziellen schlimmen Situation verbessert.
Klar ist schon jetzt: diese Krise hat etwas sehr Destruktives, und das zeigt mir schon heute, dass es besser ist mich nicht nur auf einen Weg der Umsatzgenerierung zu verlassen. Kreativität ist gefragt, klar und wohl dem, der es schaffte durch die Krise sein Business breiter aufzustellen und eben krisensicher zu machen. Doch Tanzen ist nun mal offline, denn wir brauchen Platz, Spiegel, Ballettstangen, Equipment, Menschen, mit denen wir sprechen können und vor Ort Erklärungen anbieten können.
Sollen wir wirklich wegen einer einzigen Krankheit, deren Sterblichkeitsrate bei 0.37 liegt, uns unser gesellschaftliches Leben derart diktieren lassen, wo doch andere Krankheiten wohl viel ansteckender sind und eine (weitaus) höhere Sterblichkeitsrate haben. Ich frage mich die ganze Zeit, warum der Fokus gerade gegenwärtig auf Corona gelegt wird? Den Virus gibt es doch schon einige Jahre und war genauso "gefährlich". Warum schützt man nicht die Risikogruppen mehr und engt die Gesunden einfach nicht weiter ein? Wollen wir jedes Jahr, um "die Grippe ausfallen zu lassen" (O-Ton Prof. Dr. Streeck am 17.6. bei Land im ZDF) die gesamte Wirtschaft und das gesellschaftliche Leben lahmlegen? Die Medizin darf doch am Ende nicht schädlicher sein als die Krankheit. Also stellen wir uns darauf ein und leben wieder damit, so wie wir es vorher auch taten.
Empfehlungen an die Politik – kein offener Brief
Nun, hier ist guter Rat teuer, denn wir redet man jemanden adäquat an, der sehr wahrscheinlich gar nicht tanzt oder eine Tanzschule von Innen gesehen hat, weil keine Zeit dafür? Wie kann man jemanden für seine Situation gewinnen, ohne aufdringlich zu sein oder auch nur einer von vielen zu sein, der gerade gehört, gesehen und berücksichtig werden will.
Das ist wohl genau wie beim Tanzen lernen: hier wollen wir auch die erreichen, die noch nie getanzt haben. Auch hier schauen wir genau hin, wo sich unsere Potentielle Kundengruppe aufhält. Und dann gehen wir werbend und gewinnen, nicht aufdringlich auf ihn zu, treffen ihn da, wo er sich aufhält, in sicherem Terrain. Und dann geben wir eine Kostprobe von dem, was wir sehr gut können. Ins Tanzen bringen. Klar, aus deiner Sicht ist das zu profan, doch wir können genau das im übertragenen Sinn auch tun. Deine Kreativität ist gefragt.
Meine einzige Empfehlung an die Politiker ist: seid offen für scheinbar kleine Branchen, die nicht die großen Lobbyisten am Drücker haben; wir tragen die Gesellschaft ganz entscheidend durch weniger massive Milliardenschwere Argumente. Die Krise ist für alle schwer, nur gemeinsam kommen wir hier heraus. Und wir sehen vielleicht heute schon das Licht am Endes des Tunnels, lasst uns da Hand in Hand durchgehen. Auch Sie, werte Politiker wollen wieder gewählt werden, und das machen wir mit Freuden gerne wieder, wenn wir das Gefühl von Ihnen bekommen, dass wir für sie zählen.
Halte die Ohren steif!
Es wäre eine tolle Aktion um Politiker fürs Tanzen zu sensibilisieren, allen eine Private Tanzstunde zu schenken. Hier würden wir ganz unverbindlich den Raum Tanzschule/Tanzverein ect. vorstellen können und miteinander ins Gespräch kommen. >> Tanzende Politiker <<
Eins weiß ich genau: Tanzen ist Leben und es gehört in unsere Kultur und zu unserer Gesundheit. Tanzen darf nicht unterschätzt werden, denn es macht etwas Unvorhergesehenes, wenn wir aufhören zu tanzen oder gar dem tanzverbot erliegen. Das darf niemals geschehen. Ein generalstreik einen Monat lang wäre super, mein eben erst noch eine Kollegin in ihrem Facebook-Profil. Ja, das wäre super, wenn wir eine echte Lobby hätten, eine Gewerkschaft, die mich dann bezahlt, wenn ich streike.
Also ende ich wieder mit Pina Bauschs viel zitierten Satz: „Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren.“
→ In der aktuellen Folge im "Einfach Tanzen"-Podcast 105. Spreche ich mit dir über 11 Mutmacher, die dir sofort Hoffnung geben und dich ins Handeln bringen können.
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*Die Grünen fordern in ihrem abzustimmenden Antrag (19/19490) Nachbesserungen bei den Corona-Soforthilfen für Selbstständige. Die Bundesregierung solle sicherstellen, dass
- von den vorgesehenen Geldern mindestens ein monatlicher Pauschalbetrag in Höhe der Pfändungsfreigrenze von 1.180 Euro zur Deckung des Lebensunterhalts genutzt werden kann. -> Dieser Betrag müsse in die Liste der anrechenbaren Kosten in der Verwaltungsvereinbarung des Bundes mit den Ländern zu den Soforthilfen aufgenommen werden.
- Zudem solle bis zum Erlangen einer solchen Regelung mindestens die Vermögensprüfung bei der Arbeitslosengeld-II-Beantragung ab März 2020 bis Ende dieses Jahres vollständig ausgesetzt werden.
-> Damit solle verhindert werden, dass die Altersvorsorge schrumpft. Jobcenter sollten entlastet werden.
- Die Grünen möchten weiter die Soforthilfen so entwickeln, dass sie vor allem kleineren Unternehmen und Selbstständigen mit existenzbedrohenden, Corona-bedingten Umsatz- oder Auftragseinbrüchen Planungssicherheit für das gesamte Jahr 2020 ermöglichen – und zwar unabhängig von der Branchenzugehörigkeit und anhand des wirklichen Bedarfs mit einer angemessenen Obergrenze.

Blog-AutorinHeidemarie A. Exner
Die TanzBotschafterin ist passionierte Tanzlehrerin, Dozentin und zertifizierte I-TP-Tanzpädagogin und arbeitet als solche den ganzen Tag mit großen und kleinen und großen mit kleinen Menschen zusammen, um ihnen die bestmöglichsten Voraussetzungen zu schaffen, um ins Tanzen zu kommen und dadurch zu Leuchten. Mehr über sie erfährst du HIER